Es gibt kaum Eltern, die nicht von ihren Kindern bedrängt, ja angebettelt werden, ein Tier anzuschaffen.
Die süssen Zwergkaninchen, der putzige Hamster, die quicklebendigen Rennmäuse laden geradezu ein,
gestreichelt, geherzt und mit nach Hause genommen zu werden.
Die Gründe, weshalb Tiere angeschafft werden gibt es
viele: aber nicht alle sind gut. Schwierig wird es beispielsweise
dort, wo Tiere zur Unterhaltung dienen
sollen, um Langeweile zu vertreiben, lediglich die
Kinder zu beschäftigen oder als Ersatz für ein Geschwister.Von den Hoffnungen und Träumen zur ernüchternden
Realität mit Frust und Enttäuschung kann es dann um
so schneller kommen. Die Tiere verursachen Geräusche,
Gerüche, Schmutz und brauchen viel mehr Zeit
als erwartet. Man hatte nicht bedacht, dass man sich
ja auch Zeit für die Kinder mit den Tieren einplanen
sollte. Die Tiere verhalten sich nicht wie als Selbstverständlichkeit
erwartet, wollen sich nicht immer
streicheln lassen, die Kinder haben ihr Interesse verloren.
Die grossen Versprechungen bei der Hilfe der
Arbeiten rund um die Tiere sind vergessen. Bald sind
alle überfordert und das Tier wird als lästig empfunden.
Viele dieser Erwartungen können gar nicht erfüllt
werden, gehören doch die beliebtesten Heimtiere
zu jenen, die den intensiven Kontakt lieber meiden:
Meerschweinchen, Kaninchen oder Hamster leiden
Stress, wenn sie hochgehoben und herumgetragen
werden!
Müssten Heimtiere heutzutage objektiv gesehen nicht
zu den «Nutztieren» zählen? Indem wir sie von uns
abhängig machen und nutzen, tragen wir auch eine
entsprechende Verantwortung. Wir nehmen sie aus
ihrem natürlichen Lebensraum heraus, ohne dies zu
hinterfragen. Das geht so weit, das Manche es gar als
selbstverständlich betrachten, dass Tiere ihnen zu
Diensten sein müssten. Für wahre Tierfreunde stellt
sich aber die Frage: gehören sie aber überhaupt ins
Haus, in die unmittelbare Nähe zum Menschen?
Grundsätzlich gehören Tiere natürlich einzig und allein
in die Natur. Über die längste Zeit haben diese
Arten in Freiheit gelebt. Hinzukommt, dass die meisten
Heimtiere gar nicht aus unseren Breitengraden
kommen, sondern aus anderen Ländern ...
Während es aus tierschützerischen Gründen nur unter
bestimmten Auflagen erlaubt ist, Wildtiere zu halten,
haben wir keinerlei Bedenken, Rennmäuse aus der
Mongolei, Wellensittiche aus Australien, Degus, Meerschweinchen
oder Chinchillas aus Südamerika, Fische
aus der Asien, Leguane aus Madagaskar, Goldhamster
aus Syrien, Landschildkröten aus Griechenland, oder
Kanarienvögel aus den Azoren zu halten.
Entsprechend schwierig ist es dann, deren natürliche
Lebensumgebung in einer artgerechten Haltung umzusetzen
und das tierspezifische Verhalten zu ermöglichen.
Das Individuum zu akzeptieren, beispielsweise
wenn die Ratten nicht so anhänglich werden, wie die
der anderen Kollegen. Dieser Lernprozess darf nicht
zu Lasten des Tieres gehen, denn das Tier hat Rechte,
auch wenn die Kinder das Interesse an ihnen verlieren
sollten. Es muss im Interesse der Tiere sein, dass
sich jemand um sie kümmert, der sie wirklich gern
hat. Unsere überfüllten Tierheime sprechen ganz Bände
von solchen Schicksalen.
Es muss aber durchaus nicht immer ein eigenes Heimtier
sein, denn es gibt viele gute Alternativen, die
gar besser sein können! Sind Beobachtungen unserer
einheimischen Wildtiere nicht sinnvoller, um Kindern
die natürlichen Verhaltensweisen und die Bedeutung
des Ökosytems zu erklären und die Liebe zur Natur zu
wecken und zu fördern?
UNSER TIPP
Wenn Sie Heimtiere halten, informieren Sie sich über
das natürliche Lebensumfeld und Verhalten von
dessen Wildform und setzen Sie dieses Wissen in
einer artgerechten Haltung so weit wie möglich um.
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